Nachfolgend der Text des Plusminus-Filmbeitrages des SWR über Powerline vom 20. Juni 2000 im ARD, welcher der dazugehörigen Internet-Seite entnommen wurde, die inzwischen leider von Plusminus gelöscht wurde:

Stark-Strom - Das Internet kommt aus der Steckdose

Der Wettbewerb macht allen Stromanbietern mittlerweile Beine. Der Preisrutsch beim Strom hat vielen von ihnen die Bilanzen verdorben und die Monopolstellung geraubt. Kein Wunder, dass sie gierig nach neuen Geschäftsfeldern greifen. Spektakulär ist die Idee vom Internet aus der Steckdose. Weg mit dem Datenstau und hin zum Rundum-Service. Da gehört dann der Brief aus der Steckdose ebenso zum Alltag wie das Kommando für die Sonnenrollos oder der elektronische Blick aufs Baby im Nachbarzimmer. Alles online, alles blitzschnell, alles supergünstig. Doch - wer hätte es gedacht? - die furiose Idee hat nicht nur Freunde.

Für Familie Schmitz aus Mannheim scheint alles wie gewohnt. Surfen im Internet. Die Kinder verschicken E-Mails. Und doch ist alles anders. Bis zu zwanzigmal schneller als per ISDN-Leitung geht es auf den Datenhighway: Das Internet kommt nicht übers Telefon, sondern direkt aus der Steckdose. Vorteil: Keine Umbauten in der Wohnung, kein Kabelsalat. Die Mannheimer Testfamilie kann ins Internet, wo immer sie will.

Mareile Schmitz: "Insofern hoffe ich wirklich in unserem großen Haus, dass sich diese neue Technik auch durchsetzt, dass man in verschiedenen Zimmern auch Internet machen kann, ohne jetzt einen speziellen Telefonanschluss zu haben. Wir haben mehrere Kinder. Ich kann jetzt nicht für jedes Kind einen Telefonanschluss einsetzen. Man ist viel flexibler auch."

Powerline heißt das Zauberwort. Über ein spezielles Modem geht es in die Leitung. Vom Haus laufen die Daten dann über Stromwellen bis zur nächsten Trafostation. Dort werden die Daten wieder vom Stromkabel getrennt und ins weltweite Glasfasernetz eingespeist. Für bis zu 400 Haushalte pro Trafostation ist Powerline dann möglich. Die Mannheimer MVV Energie will damit jetzt den Markt aufmischen.

Roland Hartung, MVV Energie AG: "Also wenn Sie Preisvergleiche anstellen werden und wenn Sie unseren Service sehen, bin ich sicher, dass wir viele Kunden gewinnen werden und dass wir ein echter Konkurrent der eingesessenen Provider sein werden"

Neue Konkurrenz für Telekom und Co. Mindestens 30.000 Kunden in Mannheim und Umgebung will die MVV Energie mit Powerline ausstatten. Wer viel im Netz surft, soll nicht mehr die Telefonrechnung im Nacken haben. Stattdessen gibt es Pauschalpreise. Das Modell: 60.- DM pro Monat. Dazu einmalige Anschlusspreise von zirka 200.- DM.

Auch die Energie Baden-Württemberg will raus aus dem Zeittakt. Die Kosten sollen sich hier nach den übertragenen Datenmengen richten. Wer zum Beispiel Filme oder Musik herunterlädt, zahlt dann mehr als für eine einfache Textdatei. Eine weitere Variante: Werbung im Internet muss nicht der Kunde zahlen, sondern ausschließlich der Anbieter.

Dass die Energieversorger auf fremde Märkte drängen, hat Gründe. Durch den Wettbewerb sind ihre Strompreise im Fall. Wer überleben will, muss neue Wege gehen.

Prof. Klaus Dostert, Universität Karlsruhe: "Der Telekommunikationsmarkt ist ein Wachstumsmarkt, im Gegensatz zum Energiemarkt. Dort ist noch eine ganze Menge zu holen. Und die Zielrichtung, die heute verfolgt wird unter dem Thema Powerline, ist, den schnellen Internet-Zugang für die breite Masse der Bevölkerung zu schaffen. Und da haben wir in Deutschland in der Tat noch sehr großen Nachholbedarf."

Noch sind erst wenige Privathaushalte im Netz. Doch sind viele erstmal angeschlossen, haben die Stromer schon Pläne, die eigenen Netze weiter zu vergolden.

Gerhard Goll, Energie Baden-Württemberg (EnBW): "Powerline ist heute so weit, dass wir eine traditionelle Verbindung zum Kunden, die wir 24 Stunden am Tage haben, nämlich unser Stromnetz, dazu nutzen können, mit dem Kunden zu kommunizieren und ihm Dienstleistungen anzubieten"

Der Stromableser muss zum Beispiel nicht mehr ins Haus kommen, das geht direkt übers Netz. Besonders im Visier: Sicherheitsdienste. Aus der Ferne, - ob im Urlaub oder auf Geschäftsreise - soll der Kunde Haus und Wohnungüberwachen können. Übers Internet sind dann auch die Rolläden fernzusteuern.

Der Energiekonzern RWE zeigt seit kurzem, wie der "Haushalt der Zukunft" aussehen könnte: Internet und Fernsehen sind vernetzt. Powerline-Nutzer können sich von überall in ihre Küche einklicken. Etwa vom Büro aus rechtzeitig das Abendessen im Ofen vorwärmen. Dafür fehlen noch die passenden Geräte. Ebenso ist der "intelligente" Kühlschrank, der automatisch Lebensmittel ordert noch Zukunftsmusik.

Schöne neue Steckdosenwelt. Doch der Zugang bleibt den meisten von uns versperrt. Ein Grund: Die Stromanbieter sollen sicherstellen, dass sie durch Powerline keine anderen Funknetze oder Radiowellen stören und feste Grenzwerte einhalten. Nach ihren Testergebnissen funktioniert das.

Roland Hartung, MVV Energie: "Nach allem, was wir bisher getan haben, gemessen haben, wissen wir, wir sind in der Lage, störungsfreien Dienst zu gewährleisten, so dass wir den Bedenkenträgern zeigen können, dass sie im Unrecht sind."

Bis heute aber warten die Powerline-Anbieter auf eine Dauergenehmigung. Bisher haben sie nur Testfunklizenzen erhalten. Befristet und jederzeit widerrufbar. Zu wenig, um Powerline groß auf den Markt zu bringen.

Die zuständige Regulierungsbehörde lässt sich Zeit. "Warum" erfahren wir nicht. Die Behörde will sich vor der Kamera nicht äußern.

So bleiben die neue Technik und attraktive Preise für die Masse der Verbraucher erstmal in der Schublade. Obwohl Testkunden längst wissen: Das Internet aus der Steckdose funktioniert.

Schlecht für den Wettbewerb, gut für die Etablierten. Sie sind die Einzigen, die sich über den Sand im Getriebe so richtig freuen können.

Dieser Text gibt den Inhalt des Fernseh-Beitrages von PLUSMINUS vom 20. Juni 2000 wieder, ergänzt um Zusatzinformationen der Redaktion. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

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Literatur & Adressen

MVV powerlineService
MVV Energie AG
Luisenring 49
68159 Mannheim
Tel. 0621-2900
Ansprechpartner: Ingo Schönberg
Tel: 0621 / 290-3451
Fax: 0621 / 290-3142
Internetangebot: http://www.powerlineService.de/
eMail: powerlineService@mvv.de

www.steckdose.de & www.stromleitung. de
Internetangebot zum Thema Powerline gesponsort von EnBW Energie Baden-Württemberg AG, tesion Communikationsnetze Südwest GmbH & Co. KG, Internet-Auktionshaus ebay
Internetangebot: http://www.stromleitung.de/
eMail: mailto:info@stromleitung.de

Institut für Industrielle Informationstechnik
Universität Karslruhe

Hertzstraße 16, Geb. 06.35
76187 Karlsruhe
Tel: 0721 / 608-4520
Fax: 0721 / 608-4500
Internetangebot: http://www-iiit.etec.uni-karlsruhe.de/ v Internetangebot von Prof. Klaus Dostert: http://www-iiit.etec.uni-karlsruhe.de/~dostert/
Internetangebot zu Power Line Kommunikation: http://www-iiit.etec.uni-karlsruhe.de/~plc/

"Power Line Kommunikation"
Smart Home-Gebäudeautomatisierung, Internet aus der Steckdose, EMV-Aspekte

Autor: Dostert, Klaus
Franzis' Verlag Poing
1. Auflage 2000, 365 Seiten
Preis: 99,95 DM
ISBN-Nummer: 3-7723-4423-2

Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP)
Verbraucherservice

Postfach 80 01
53105 Bonn
Tel. 02 28 / 14-0
Verbrauchertelefon: 0 18 05 / 10 10 00
(0,24 DM pro Minute)
erreichbar von Mo-Fr 9.00 - 15.00 Uhr
Fax: 030/2 24 80-5 15
Internet: http://www.regtp.de/
eMail: Verbraucherservice@regtp.de

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Mo-Fr: 8.00 - 20.00 Uhr
Sa: 9.00 - 14.00 Uhr
Fax: 0 18 05 / 00 24 68
(Versand erfolgt nur gegen Rechnung)
Internet: http://www.stiftung-warentest.de/

(Stand: 20. Juni 2000)

SÜDWESTRUNDFUNK
PLUSMINUS
70150 Stuttgart
email: plusminus@swr.de


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