Gehäuse-Restauration am Beispiel eines Röhrenradios Braun 555UKW Baujahr 1955

Volker Lange-Janson - sm5zbs ätt janson-soft.de

Nachfolgend möchte ich am Beispiel eines Röhrenradios aus dem Jahre 1955 beschreiben, wie man mit einfachen Haushaltsmitteln, die fast überall problemlos erhältlich sind, die Holzgehäuse alter "Dampfradios" wieder aufbereiten kann, wenn diese keine zu großen Schäden besitzen. Anleitungen, wie man Gehäuse perfekt restauriert, gibt es bereits in großer Zahl im Internet. Hier will ich eine einfache Methode mit leicht erhältlichen Mitteln beschreiben. Vorsichtige probieren die hier beschriebenen Verfahren an einer kleinen Stelle aus. Jedes Material kann sich anders verhalten. Die stilgerechte Musikuntermalung zum Polieren und Reinigen alter Radios gibt es übrigens unter http://69.12.217.101:8000/listen.pls (Real-Player erforderlich) von KCEA. Damit geht mir jedenfalls die Arbeit viel leichter von der Hand. Die Diskussion zu diesem Beitrag kann man hier im Wumpus-Gollum-Forum nachlesen.


Ausgangszustand des Gehäuses
Das einst hochglänzend lackierte Gehäuse machte einen stumpfen Eindruck. Viele Kratzer  waren sichtbar und auf der Oberseite entdeckte man Farbreste. Besonders störend ein dicker Kratzer auf der linken Seite. Außerdem war das Holz wesentlich dunkler als im Originalzustand. Die Messingzierleisten waren schwarzbraun angelaufen. Zudem waren die Drehknöpfe verdreckt. Die Lautsprecherbespannung machte einen guten Eindruck.


Zustand des Radios vor der Reinigung

Nach einer Reinigung mit ganz normalen Haushaltmitteln machte das Gerät beinahe einen neuwertigen Eindruck und hat nun einen Ehrenplatz in meinem Arbeitszimmer:


Das restaurierte Gehäuse (ein Mausklick auf das Bild vergrößert die Darstellung)

Die Reinigungsmittel
Zum Einsatz kommen im Wesentlichen Autolackreiniger, Essigessenz, Geschirrspülreiniger für die Maschine, Geschirrspülmittel, Glasreiniger, Möbelpolitur mit Orangenöl, Baumwolltücher, ein Haushaltsschwamm, eine Zahnbürste, eine Plastikschale und jede Menge Küchenpapier. Zudem sollte man einen Rostlöser und Uhrmacherschraubenzieher griffbereit haben.


Die verwendeten Reinigungsmittel findet man in fast jedem Haushalt vor.

Vorreinigung des Gehäuses
Im ersten Schritt wurde das Gerät abgestaubt und mit einem feuchten Lappen mit etwas Handgeschirrspülmittel abgewaschen. Niemals mit der rauen Seite eines Haushaltsschwamms scheuern. Das gibt nur Kratzer.

Polieren des Gehäuses mit Autolackreiniger
Anschließend brachte ich mit einem Haushaltspapiertuch und und Autolackreiniger den ursprünglichen Lack wieder von Hand auf Hochglanz. Dabei wurde im ersten Schritt eine Schmutzschicht abgetragen. Haushaltspapiertücher können kratzen. Deshalb polierte ich den eingetrockneten Lackreiniger mit einem alten Baumwollunterhemd ab. Die Prozedur dauert vielleicht eine halbe Stunde für das gesamte Gehäuse. Nach und nach verschwinden die feinen Kratzer und die größeren werden immer weniger auffallend. An manchen Stellen muss mehrmals Hand angelegt werden. Solche Stellen entdeckt man nur bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen. In den Ritzen bleibt der Lackreiniger leider hängen. Nach dem Trocknen enfernt man ihn mit dem Fingernagel oder vorsichtig mit einer Zahnbürste.

Einlassen mit Möbelpolitur
Zum Schluss rieb ich den Lack mit einer Möbelpolitur, die auf Orangenöl basiert, ab, sodass feine Kratzer fast vollständig verschwanden und die gröberen Kratzer, die bis aufs Holz gingen, ebenfalls fast verschwanden, da die Möbelpolitur das Holz nachdunkelt und das Orangenöl den Lack anzulösen scheint. Das Polieren mit Lackreiniger und Möbelpolitur muss an besonders schadhaften Stellen mehrfach wiederholt werden.

Reinigen und Abschrauben der Drehknöpfe
Die Drehknöpfe werden mit Madenschrauben auf den Achsen festgeklemmt. Oft sind sie festgerostet und leicht sind die Maden abgebrochen. Dann wird es schwierig, den Knopf zu lösen. Deshalb werden die Madenschrauben einige Tage vorher mit ganz wenigen Tropfen Rostlöser (Caramba, Ballistol, zur Not flüssiger Grillanzünder) beträufelt, bevor man mit einem passenden Uhrmacherschraubenzieher die Madenschrauben vorsichtig löst und die Knöpfe von der Achse zieht. Nach dem Abnehmen der Filzauflauge nutzen wir die Gelegenheit die Frontscheibe mit Glasreiniger zu säubern.


Der Senderdrehknopf sieht fast wie neu aus. Nur die Fussel stören auf dem Bild.

Die Knöpfe werden in einer lauwarmen Lösung aus Wasser und Maschinengeschirrspülreiniger mit der Zahnbürste in einer Plastikschale geschrubbt. Danach mit klarem Wasser Abspülen. Selbstverständlich nicht über der Spüle, da sonst die Madenschrauben und deren Muttern Gefahr laufen, nach dem Gesetz der Erdanziehung für immer im Ausguss zu verschwinden. Während die Reinigungslösung sich braun verfärbt, bekommen die Knöpfe einen neuwertigen Glanz. Nach dem Trocknen können sie wieder montiert werden.

Messingleisten polieren
Die schwarzbraune Oxidschicht ließ sich mit Lackreiniger nicht entfernen. Deshalb griff ich zu einem Küchenschwamm, den ich mit Essigsäure (25% Konzentration) tränkte. Vorsichtig rieb ich mit der rauen Seite des Schwamms die Leisten ab, so dass die Oxidschicht angelöst wurde und das blanke Messing zum Vorschein kam. Allerdings darf man nicht zu fest reiben, da sonst Kratzer auf dem Messing entstehen, die man dann mühsam mit Lackreiniger herauspolieren muss. Es macht auch nichts, wenn noch schwarze Flecken auf dem Messing übrigbleiben. Die Feinarbeit leistet man im nächsten Schritt mit Lackreiniger. Danach kann man mit Möbelpolitur das benachbarte Holz und die Messingleisten von der Schmiere reinigen. Der gesamte Vorgang dauerte weniger als eine Stunde.

Zeitaufwändig war das Polieren der Leiste, welche sich oberhalb der Senderskala befindet:


Die Zierleiste nach der Reinigung

Sie hatte Flecken. Mit Essig und der rauen Seite des Schwamms versuchte ich diese Flecken zu beseitigen, wobei allerdings große Flächen blanken Messings zum Vorschein kam. Nun gab es kein Weg zurück und die gesamte Leiste musste poliert werden. Zuerst mit der rauen Seite des in Essig getränkten Schwamms, was zu Kratzern führte, die ich mühsam wieder mit dem Lackreiniger herauspolieren musste. Problematisch waren die Ecken, an die schlecht heranzukommen war. Hier half ein Kugelschreiber, den ich mit einem Tuch umwickelte. Mit einer Mischung aus Essig und Lackreiniger konnte diese Stellen auch blankpoliert werden.

Lackstellen ausbessern
Beim Polieren blätterte der braune Lack an den seitliche Zierleisten an einigen Stellen ab. Mit einem braunen Filzstift konnten die Stellen unter Tupfen wieder repariert werden. Außerdem blätterte an einer Ecke der goldfarbene Lack neben der Zierleiste ab. Die Lacksplitter klebte ich mit UHU fest und polierte die Stelle mehrmals. Es gibt goldfarbene Filzstifte, mit denen ich eine weitere Ausbesserungen probieren möchte.

Bilder vom Braun 555UKW
Die Bilder sind teilweise sehr groß, damit man die Details erkennen kann:

- Schaltbild, das am unteren Deckel zu finden ist.
- Chassis von unten, der Verdrahtungsseite
- Chassis von oben und ausgebaut
- Gerät von hinten und geöffnet
- Rückwand
- Unterseite, geöffnet
- UKW-Antenne im Gehäuse
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Datum: 28. September 2007